Alles beginnt in der Stille

Jede Erfindung, jeder Roman und jede Handlung beginnen in der inneren Stille mit einer Entscheidung, die jeder Mensch für sich alleine treffen muss. Während die heutige Gesellschaft den Schwerpunkt auf das Gruppenleben legt, vollzieht sich menschliche Entwicklung im Individuum. Und dazu braucht es tägliche Zeiten des Alleinseins mit sich selbst. Ohne diese Momente kommen wir nicht mit uns selbst in Berührung. Kindergarten, Schule und das Berufsleben sind so strukturiert, dass der Mensch nach kurzen Aufmerksamkeitsphasen auf eine Sache wieder aus der Konzentration herausgerissen wird, um sich der nächsten Situation zuzuwenden. Begriffe wie „innere Einkehr“ oder „Meditation“ verlieren dadurch den Erfahrungswert für den Menschen. Aber ohne die Berührung des inneren Mittelpunktes wird uns nichts wirklich gut gelingen können.

Die Stille hinter dem Herzen

Stille ist für eine gesunde Entwicklung nötig. Warum? Weil aus der Stille konkrete Ausdrucksformen entstehen, die das natürliche Umfeld eines Menschen bilden. Wenn wir uns einen Moment Zeit nehmen und unsere Aufmerksamkeit auf unseren Herzbereich richten, können wir diesen Unterschied selbst erleben. Die Wahrnehmung der Herzensenergie ruft ein Gefühl der Entspannung und eine Welle von Glücksgefühlen hervor. Anfangs sind diese Dinge nur leicht spürbar. Wer dran bleibt, wird diese Frequenz schnell verstärken können. Richten wir unsere Aufmerksamkeit dann wieder auf das Hören oder Sehen, wird das Empfinden der Herzensenergie weniger greifbar, weil sich die Konzentration auf die Sinnesorgane beschränkt. Dann erfassen wir die Form einzelner Dinge und können diese voneinander trennen. Verlieren wir aber den Kontakt zu unserer Herzensenergie, befinden wir uns plötzlich in einer Welt, in der wir uns selbst von allem als getrennt erleben. Als ein Individuum, das sich alleine fühlt und ums Überleben kämpfen muss.

Du wirst in der Stille geboren

Jedes Baby lebt in der Welt seiner Herzensenergie. Das bedeutet, dass es die Menschen und Dinge um sich herum als zusammengehörend erfasst. Wenn wir uns nochmals innerlich auf unser Herz konzentrieren, werden wir merken, dass wir weiterhin hören und sehen können, aber das Erfassen der gegenständlichen Formen fühlt sich anders als bei der Betrachtung durch die fünf Sinne an. Um diese Form der Wahrnehmung erfahren zu können, mit der wir ursprünglich geboren wurden, braucht es innere und äußere Stille. Solange die Sinnesorgane beschäftigt sind, ist dieser stille Frieden nicht spürbar. Fernsehen, Musik hören oder Gespräche mit Menschen sorgen dafür, dass die Wahrnehmung erst auf der materiellen Ebene beginnt. Während „das Herzempfinden“ auf tieferer Ebene operiert.Sicherheit zu geben. Damit jemand zu einer solchen weiteren Bezugsperson werden kann, ist ein langer Prozess der Gewöhnung nötig, in der die (zukünftige) Bezugsperson dem Kind durch feinfühliges, promptes und zuverlässiges Reagieren auf seine Bedürfnisse eine entsprechende Vertrauensbasis schafft. Nur dann kann das Kind auch andere Personen als Bezugspersonen akzeptieren. Da diese Gewöhnung viel Zeit und Aufmerksamkeit erfordert, erfüllen diese Positionen meist die Personen, die mit Mutter und Kind im gleichen Haushalt leben – meist der Vater und gegebenenfalls Geschwister und Großeltern.

Nach einer gewissen Zeit ist es solchen sekundären Bezugspersonen möglich, das Kind eine Weile zu beaufsichtigen, ohne, dass es Verlustängste erleidet. Meist fällt dieser Zeitpunkt mit dem Mobilwerden des Babys zusammen, also dem Erlernen des Krabbelns und Laufens. Das Baby beginnt nun von sich aus, den Abstand zur primären Bezugsperson immer mehr zu erweitern. Gleichzeitig hat es gelernt, dass es sich auch auf die sekundären Bezugspersonen gut verlassen kann.

In bestimmten Situationen – zum Beispiel bei Krankheit, Verletzung oder Schmerzen (z.B. durchs Zahnen) – gelingt es aber auch den sekundären Bezugspersonen nicht immer, das Kind zu beruhigen. Es braucht dann so schnell wie möglich den Kontakt zur primären Bezugsperson, also in aller Regel die Mutter. Andernfalls leidet das Vertrauen des Kindes in seine Bezugspersonen ganz generell. Welche Folgen das hat, soll gleich erläutert werden.

Warum dieser Unterschied?

Was bringt uns nun diese Unterscheidung für das tägliche Leben? Alles, denn unser gesamtes Leben hängt davon ab. Die Entscheidung, von welcher Ebene wir unsere Wahrnehmung beginnen, bestimmt letztlich unser Lebensalter, das Zusammenleben mit anderen Menschen, den beruflichen Erfolg, unsere Gesundheit und einfach alles, was wir als unser Leben bezeichnen. Verständlich und wirklich nachvollziehbar wird das erst, wenn man den Unterschied selbst erfahren hat. „Man sieht nur mit dem Herzen gut, das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar“ – das ist ein Satz, der häufig zitiert wird, ohne die tiefere Bedeutung zu kennen. Wir sprechen in diesem Zusammenhang auch davon, dass aus der Liebe heraus gehandelt werden sollte. Aber um das zu tun, muss zuerst Liebe gefühlt werden. Und das vollzieht sich in der Stille.

Wenn wir dabei sind, uns zu verlieben, kommt dieses Empfinden in uns auf. Man kann dieses Gefühl nicht mit Worten fassen und ihm eine verständliche Form geben. Jeder muss es für sich erfahren und selber erleben, dass es einen verändert. Wir sehen die Dinge plötzlich anders, sind von einer pulsierenden Freude durchdrungen und verlieren unsere vielfach festgehaltenen Ängste. Taucht Liebe auf, fällt Schweres und Begrenzendes weg. Die Situationen beginnen, sich zu wandeln, ohne dass im materiellen Bereich physische Veränderungen vorgenommen wurden. Das Leben spielt sich mehr in uns selbst ab, als wie bisher getrennt von unserer Person. Wir sind uns dieser Nuancen meist nicht bewusst, weil es dazu Reflektion und Stille bräuchte. Momente, in denen wir innehalten und uns fragen, was jetzt gerade ist. Nicht das, was wir sehen, hören, schmecken, fühlen oder riechen, sondern das, was jetzt IST.

Wer bist du?

Den meisten Menschen sind diese Gedanken fremd. Weil wir nicht gelehrt wurden, uns mit uns selbst zu beschäftigen. Wir wurden alle dazu erzogen, uns mit den Dingen und Formen der Welt auseinanderzusetzen, wie wir ihrer habhaft werden können und welche Vorbedingungen dafür erfüllt werden müssen. Niemand hat unseren Blick darauf gelenkt, wie sich unsere Wut anfühlt.

Oder dass es in letzter Konsequenz Hilflosigkeit ist, die wir spüren, wenn uns jemand beleidigt hat. Wir kennen uns mit Dingen aus, aber wer wir sind – das wissen wir nicht. Wir beantworten diese Frage immer auf der äußeren Ebene. Wir sind männlich, weiblich, jung oder alt, gesund oder krank – aber das ist nicht, wer wir sind. Wir beschreiben mit diesen Worten nur den Zustand unseres Körpers. Was wir eigentlich sind, wird uns nur im Zustand der inneren Stille bewusst und das hat nichts mit irgendeiner physischen Form zu tun.

Meditation zielt genau auf diese Erfahrung ab. Für den westlichen Menschen ist es häufig schwer, sich darauf einzulassen. Letzten Endes muss auch hier das Gefühl einer Form, dass wir beispielsweise die Meditation mehr oder weniger gut „hinbekommen“ haben, fallen. Unser Leben ist an die Wahrnehmung von Formen gebunden. Erst die Veränderung dieser Sichtweise wird uns ein glückliches und vor allem friedliches Leben bescheren.

Stille ist die Wurzel des Lebens

Wir kennen alle diesen Zustand der Stille, er ist den meisten Menschen nur nicht als solcher bewusst. Wenn wir krank sind und Schmerzen leiden, gibt es einen Moment in diesem Geschehen, an dem die Krankheit vom energetischen Standpunkt gesehen ihren Höhepunkt erreicht und beginnt, sich langsam aufzulösen. Dadurch wird das Hervortreten der Gesundheit bewirkt. Zu diesem Zeitpunkt setzt eine physische Entspannung des Körpers ein, die aufgrund des geistigen Loslassens entsteht. Die Gedanken an Schmerz, Angst und Krankheit sind so unerträglich geworden, dass sich der Mensch nicht länger damit befassen will. Was dann entsteht, ist ein Raum der Stille, in dem der Mensch intuitiv spürt, dass es von jetzt an besser werden wird. Alle chaotischen Gedanken, die die Krankheit und ihre Auswirkungen umkreisten, haben sich aufgelöst. Was bleibt, ist ein Ort, aus dem die positiven Gedanken hervortreten. Es sind „natürliche Gedanken“, die ohne unser Zutun auftauchen und vollkommener Natur sind. Im Gegensatz zu den Gedankengängen, die wir aufgrund unserer Konditionierungen in uns aufgenommen und abgespeichert haben und die sich als Reaktion auf unsere Umwelt zeigen. Sie sind in den meisten Fällen begrenzter Natur und machen dem Menschen das Leben schwer.

Innere Ruhe ist Meditation​

Meditation will genau das bewirken – die Stille konditionierter Gedankengänge. Lösen diese sich auf, zeigt sich etwas, was kein Gedanke, aber dennoch greifbar ist. Diese sogenannte Leere ist kein leerer Raum. Sie ist durchtränkt von liebevollen Energien, die Trost spenden und Kraft schenken. Von hier kommen Ideen, die die Welt verändert haben, sei es im physischen oder geistigen Bereich. Der Inhalt eines berührenden Buches ist hier in unsichtbarer Form gespeichert und kann angezapft werden. Jedes Wissen liegt hier in unmanifestierter Weise vor und ist für jeden Menschen abrufbar. Es gibt Fälle, in denen Menschen, die einander nicht kannten, fast identische Bücher geschrieben haben. Sowohl inhaltlich als auch mit beinahe gleichem Wortlaut. In dieser Stille ist das wirkliche Wissen angelegt. Das ist die Weisheit, die wir als „Wissen ist Macht“ bezeichnen. Was wir in der Schule gelernt haben, hat nichts mit Wissen zu tun. Dort wurden uns lediglich Informationen gegeben, die in den meisten Fällen Dinge betrafen, die heute in der beschriebenen Weise nicht mehr existieren.

Kreativität entspringt nur der Stille

Wahres Wissen ist etwas ganz anderes. Hinter diesem Begriff verbergen sich „natürliche“ Gedanken, die aus dem Herzen aufsteigen. Häufig beschreiben wir solch eine Situation mit den Worten, dass wir gar nicht erklären können, wie wir auf den entsprechenden Gedanken gekommen sind. Er war plötzlich da. Auf einmal „wussten“ wir es. Das sind die Momente, in denen das konditionierte und verstandesmäßige Denken für einen kleinen Moment ruht, eine minimale Lücke im Denken entsteht und dadurch die Möglichkeit für die Wahrnehmung eines viel tiefer liegenden Gedanken freigegeben wird. Dieser wird uns erstmal überraschen, weil wir das Leben und die Welt in der Form dieses Gedankens bis dahin noch nie wahrgenommen haben.

Inspirierende Filme, klassische Weltliteratur, Erfindungen und verändernde Erkenntnisse kommen alle aus der Stille. Denn das Gehirn kann nur auf das zurückgreifen, was es erlebt und abgespeichert hat. Es kennt nur die Vergangenheit, die wir gezwungen sind, endlos zu wiederholen, sofern wir innerlich nicht zur Ruhe kommen. Wenn wir geboren werden, leben wir in diesem friedvollen Herzenszustand. Doch dann verlieren wir uns an die Welt der Formen. Unser heutiges Umfeld tut alles, um uns von diesem natürlichen Zustand zu entfernen. Es gibt keine bewussten Ruhephasen in unserem Leben, weil „Zeit Geld ist“ und unser Leben von anderen Menschen abhängt. Der Mangel an innerer Stille bewirkt rastloses Denken, das seinerseits für Ängste, Hilflosigkeit und Krankheiten verantwortlich ist.

Ein natürliches Umfeld heilt

Wenn wir dem Burnout nahe sind, empfiehlt uns der Arzt Entspannungsübungen und den Aufenthalt in der freien Natur. Warum? Weil diese Dinge unsere Aufmerksamkeit von den angeblichen Notwendigkeiten des Lebens abziehen. Entspannungsübungen wie Autogenes Training oder Traumreisen fokussieren die Achtsamkeit auf andere Bereiche. Sie sorgen dafür, dass wir mit uns Kontakt aufnehmen. Was gleichzeitig zur Folge hat, dass wir den Bereich der Gedanken (über die uns umgebenden Dinge) verlassen oder uns zumindest etwas davon entfernen. Dann gelangen wir in den Bereich der Stille, wo es keine Existenzängste gibt. In diesem inneren Raum beruhigt sich die Herzfrequenz, nehmen Hormone ihren normalen Ausschüttungspegel an und ein Gefühl von Erleichterung stellt sich ein. Die endlose Kette der Gedanken ist nicht mehr wahrnehmbar und kann dadurch nicht länger physisch auf den Körper wirken. Es ist, als ob man für einen Moment eine völlig andere Identität erhält. In Wahrheit ist es das, was wir unserer innersten Natur nach wirklich sind. Deswegen kann uns kein Handeln in diesen Bereich des inneren Friedens bringen und die Frage, was wir tun sollten, um glücklich zu sein, ist beantwortet. Nichts. Wir können nichts TUN, um in die Stille und den damit verbundenen entspannten Zustand zu kommen. Wir müssen aufhören, etwas dahingehend zu tun. Und selbst dieser Versuch, nichts zu tun, um still werden zu können, ist zum Scheitern verurteilt. Denn auch er stellt eine Handlung dar.

Alles dreht sich um unser Herz

Frieden erfahren wir, wenn wir uns mit dem Fühlen auf unser Herz konzentrieren, das das Organ mit der höchsten Ausstrahlung an Elektrizität ist. Je intensiver wir uns mit der Aufmerksamkeit auf diesen Bereich konzentrieren, desto schneller tauchen wir in diesen Raum ein und können immer mehr von dem aufsteigenden Empfinden spüren. Wir tauchen auf diese Weise regelrecht in das Glück ein, weil es nur den Blickwechsel braucht, um diese wunderbaren Gefühle zu aktivieren. Diese Funktionsweise ist uns im negativen Bereich bestens bekannt. Sobald wir wütend sind, können wir uns in diese Empfindung hineinsteigern, indem wir nur die entsprechenden Gedanken hegen und immer wieder aufrufen. Manche Menschen verbleiben ihr ganzes Leben in einem Hassgefühl, dass sich auf eine konkrete Situation in ihrer Vergangenheit bezieht. Da sie diese Erinnerung immer und immer wieder aufrufen, wird sie ständig erneuert, obwohl sie mit dem Jetzt nichts mehr zu tun hat. Auf diese Weise verbrennen wir unsere inneren Organe und sterben in einem Alter, das weit unter der uns zugedachten Lebenserwartung liegt.

Warum kümmern wir uns so wenig um die Stille?

Der Zustand der Stille ist für das Ego, den sinnesverhafteten Menschen, langweilig. Wir wurden hinsichtlich unserer Sinnesorgane konditioniert, was im Klartext heißt, dass wir süchtig nach Erfahrungen sind. Wir wollen ständig etwas Neues sehen. Auch die Ohren müssen ständig berieselt werden. Ernährungsprobleme haben mit der Sucht zu tun, die Geschmacksnerven füttern und spüren zu wollen. Umgangssprachlich wird das „genießen“ genannt, obwohl es eigentlich eine Entschuldigung für die kontinuierliche Reizüberflutung durch Nahrungsaufnahme ist. Neben dem Hören, Sehen und Schmecken braucht es ständiges Fühlen. Dabei wurden wir nicht dahingehend erzogen, uns mit unserem eigenen Körper zu beschäftigen und auf dessen Signale zu hören und zu reagieren.

Wir brauchen ständig Objekte zum Anfassen, um diesen Sinn zu befriedigen. Technische Geräte, die in die Hosentasche passen, bedienen diese Sucht hervorragend. Würden wir den Menschen für zwei Tage das Handy wegnehmen, würde alles zusammenbrechen. Die meisten Menschen sind, ohne es bewusst zu wissen, auf die ständige Berührung solcher Geräte geprägt. Entzieht man ihnen das Handy, werden sie einen Ersatz zum Anfassen brauchen. Es verhält sich wie bei einem Raucher, der die Zigarette mit Gummibären oder Kaugummi vertauscht. Das Objekt wird gewechselt, die Sucht – das zwingende Bedürfnis, ein bestimmtes Sinnesorgan zu befriedigen – bleibt. Wir leben in der Gebundenheit unserer Sinne, denen wir Nahrung verschaffen müssen. Immer mehr und immer schneller. Bis hin zu einer immer größeren Intensität, weil bekannte Erfahrungen mehr und mehr an Intensität verlieren. Die Zellen der entsprechenden Sinnesorgane entwickeln eine größere Toleranzschwelle und benötigen immer gröbere Reize, um anzusprechen und eine Wahrnehmung auszulösen.

Können wir Stille aushalten?​

Wer von uns kann mindestens eine Stunde lang in einem stillen Raum sitzen? Ohne etwas zu tun. Den meisten Menschen wird es nach drei Minuten langweilig, obwohl es keine Langeweile gibt. Es existiert lediglich ein Zustand, in dem die Sinnesorgane von außen keinen Reiz erfahren. Dies produziert innere Unruhe, solange wir unser Leben ausschließlich als Sinnesmensch auf der äußeren Ebene leben. Doch dafür wurden wir nicht geboren. Auf diese Weise kann sich auch niemals eine Veränderung vollziehen. Neues kann nur aus der Stille ans Licht der Welt gebracht werden. Wir praktizieren in Kindergärten, Schulen und beim Studium nur das Abspeichern von Informationen. Diese sind nur in wenigen Fällen wieder abrufbar, weil sie aufgrund mangelnder Relevanz im Kurzzeitgedächtnis zwischengelagert werden. Das Ganze hat mit „Lernen“ nichts zu tun. Dazu müssten wir davon ausgehen, dass alles, was wir brauchen, formlos in unserem Inneren angelegt ist und darauf wartet, dass wir unsere Aufmerksamkeit in diese Richtung lenken. Menschen, die als unheilbar krank eingestuft wurden, erfuhren Heilung, weil sie sich in die innere Stille begeben haben, wodurch der Körper von innen heraus regeneriert und neu aufgebaut wurde.

Unser elementarer Lebensraum​

Um diese Kraft für uns nutzbar zu machen, braucht es den Mut zur eigenen Auseinandersetzung. Der Versuch, innerlich ruhig zu werden, wird in jedem Fall durch unsere Sinnesorgane sabotiert, die nach Unterhaltung schreien. Wir nehmen die Trennung von einer falschen Identität in Angriff, die ihrerseits überleben will. Daher wird es nicht kampflos gehen. Je früher wir damit beginnen, uns bewusst einer ablenkungsfreien Umgebung auszusetzen, desto eher kommen wir in den Genuss eines inneren Friedens, der jedes Wort übersteigt. Das gesamte Leben wird sich dadurch verändern, weil die Gedanken wegfallen, die sich im Außen als Blockaden manifestieren. Die Stille schneidet im Kopf den Strom endloser Diskussionen durch. Ähnlich einem Schockzustand, in dem man nicht aus dem Denken, sondern intuitiv aus dem Herzen heraus agiert.

Stille ist nicht nur die Abwesenheit von Geräuschen. Wenn die fünf Sinnesorgane „abgeschaltet“ werden, eröffnet sich eine völlig andere Welt. Wir beziehen die Stille auf die Außenwelt, dabei ist sie etwas ganz Eigenes, aus dem alles Neue aufkeimt. Sie ist die Wurzel unseres Daseins und der Anfang für jede Problemlösung. Stille ist der Raum, aus dem die sichtbare Zukunft erwächst.

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