Matthias Langwasser über die Lügen der Matrix

Matthias Langwasser über die Lügen der Matrix

Das Internet hat dem Menschen unzweifelhaft einigen Komfort beschert. Informationen, Musik und Bilder, die man früher nur in der Bibliothek oder eventuell gar nicht finden konnte, sind heute auf Knopfdruck verfügbar. Möglich machen das Suchmaschinen wie der Marktführer Google, was sich ja schon im Sprachgebrauch mit »googeln« niedergeschlagen hat. Aber was ist, wenn das Gesuchte nicht zu finden ist, egal welches Stichwort man bemüht? Das könnte an der Zensur liegen.

Ja, richtig gelesen. Die so neutral und sachlich wirkenden Suchmaschinen mutieren zu Versteckmaschinen, filtern Informationen gezielt heraus und lassen dem Nutzer nur das zukommen, was sie wollen und nicht das, was er sucht. In den USA ist das bereits Realität, denn seit Kurzem ist dort die freie Informationssuche Geschichte. Google, Facebook und andere große Dienste setzen gewaltige Änderungen um.

Erfolglose Suche – wie Suchmaschinen Inhalte filtern

Stell Dir vor, Du sitzt gemütlich an Deinem Rechner und erhältst von einem Freund einen Tipp. Da gibt es eine Seite, die Du Dir unbedingt anschauen sollst, den genauen Namen weiß man nicht mehr. Also tippst Du ihn in die Google-Suche ein und drückst Enter. Aber kein Erfolg. Die Suchmaschine findet die Seite einfach nicht mehr. Du bist verwirrt und suchst nach ähnlichen Seiten unter ähnlichen Schlüsselwörtern, aber auch da gibt es keine Ergebnisse. Endlich fragst Du Deinen Freund, er soll doch nochmal in seinem Gedächtnis kramen und Dir die Adresse der Seite direkt schicken. Das macht er auch freundlicherweise und Du gibst sie direkt in Deinen Browser ein. Aber anstatt auf die Seite geleitet zu werden, erscheint nur ein Hinweis, dass sie aus bestimmten Gründen blockiert ist und Du sie nicht besuchen kannst.

Das alles liegt daran, dass von den neuen Maßnahmen betroffene Seiten einfach aus der Suchliste gestrichen wurden. Wenn man die Seite direkt besuchen will, wird man in voller Absicht umgeleitet. Keywords und Suchergebnisse werden gesperrt und es wird gar nichts mehr zu ihnen angezeigt. Manche Inhalte werden gar komplett gelöscht und der Ersteller gleich mit. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um Text, Bilder oder Videos handelt oder ob man bei Google, Facebook oder Youtube ist. Die großen Anbieter arbeiten alle gleichermaßen zusammen.

Wenn Seiten oder Suchergebnisse gegen die Konzern-Richtlinien verstoßen, ist das ja auch völlig in Ordnung und rechtens. Aber dies ist nicht der Fall – die Betroffenen gehen einfach nur nicht mit der »offiziellen« Meinung konform. [5]

Fake News?

Die Begründung für dieses Filtern von Informationen lautet – man kann es sich schon denken – der Kampf gegen den Terrorismus und Fake-News. Ja, die Fake-News, ein Wort, das gerade so richtig schön in Mode ist. Damit sind Neuigkeiten gemeint, die entweder erlogen sind oder aus unglaubwürdigen Quellen stammen. So wird nun auch angeblich alles, was nicht belegt ist, nicht mehr von den großen Diensten aufgeführt. Aber wer bestimmt, was Fake-News sind und was nicht? Facebook? Google? Tja …

Wenn durch das Blockieren von Bombenbastel-Seiten, Kinderschänder- und Sklavenhandel-Ringen oder Selbstmordattentäter-Rekrutierungs-Camps die Gewalt in der Welt verringert wird, ist das ein ehrbares Motiv und alles in allem durchaus nachzuvollziehen, schließlich möchte niemand gefährliche Mörder und Gewalttäter unterstützen.
Wobei die Frage erlaubt ist, ob Terrorismus dadurch entsteht, dass Leute im Internet dubiose Seiten besuchen und sich dort zu Bombenlegern und Fanatikern ausbilden lassen. Könnte es nicht viel eher daran liegen, dass durch Ausbeutung und bestimmte kriegerische Aktionen bestimmter westlicher Regierungen der Nährboden für Terrorismus gelegt wird? Und vielleicht auch durch das tatkräftige Unterstützen von militanten Splittergruppen durch diese bestimmten Regierungen und ihre dazugehörigen Rüstungskonzerne?

Aber zurück zum Kampf gegen den Terrorismus im Internet. Das Problem ist, dass in Wirklichkeit ganz andere Seiten und Gruppierungen betroffen sind als Terroristen. Denn was ist Terrorismus? Mit einem Bombengürtel um die Hüfte in eine Menschenmenge rennen und die Schnur ziehen? Ja. Giftgas in einer U-Bahn freisetzen? Ja. Journalisten entführen und töten? Ja. Menschen durch alternative Heilmethoden helfen? Ja. Halt – Nein! Nicht an die Mondlandung glauben? Ja, nein, was?! Die Regierung kritisieren? Nein! Seine sonderbare Sekte vorstellen? Nein, nicht wirklich. Also bei aller Liebe, jemanden, der alternative Heilmethoden anbietet, den Pazifismus predigt oder regierungskritisch ist, den kann man nun wirklich nicht als Terroristen bezeichnen. Auch Impfgegner, kleine Sekten und 9/11-Leugner sind das mit Sicherheit nicht. Und nicht einmal die so genannten »Verschwörungstheoretiker«, die sich mit der Mondlandung, den Reptiloiden oder alternativen Erdformen beschäftigen erinnern im Entferntesten – egal was man von ihren Thesen halten mag – an einen Terroristen.

Verschwörungstheoretiker – die verbale Totschlagkeule

Schon das Wort »Verschwörungstheoretiker« zeigt das ganze Dilemma. Ursprünglich wurde es von der CIA eingeführt, um Leute zu diskreditieren, die nicht an die offizielle John-F.-Kennedy-Mordversion glauben wollen, sondern andere Möglichkeiten in Betracht gezogen haben und ziehen.

Mittlerweile wird es als verbale Totschlagkeule gegen alle verwendet, die nicht brav den offiziellen Meinungen folgen. Ein Verschwörungstheoretiker, so impliziert das Wort, ist ein weltfremder Spinner, der sich krude Theorien zusammenzimmert, um mit lächerlichen Behauptungen Ärger zu machen. Die Folge von solchen Bezeichnungen und der medialen Darstellung solcher Leute ist, dass bei vielen Themen ein Diskurs von vorneherein ausgeschlossen wird. Denn mit einem Verschwörungstheoretiker kann und sollte man nicht diskutieren – es ist ja eh unsinnig, weil er sowieso unrecht hat. Damit wird eine offizielle Meinung gedeckt und abgesichert und jede unerwünschte Abweichung davon psychologisch direkt ausgeschaltet und ins Lächerliche gezogen.

Aber nicht nur eine Demokratie, sondern das Mensch-Sein an sich lebt von unterschiedlichen Ansichten, dem Austausch, Argumentieren, Nachdenken und Schlussfolgern. Wenn ich nicht mehr mit anderen gemeinsam Dinge infrage stellen darf, kann ich gleich aufhören zu denken. Dabei ist es völlig egal, für wie weltfremd, bescheuert oder verrückt man andere Ansichten halten mag.

Es ist das gute Recht eines jeden, durch Argumentation eigene Thesen zu bestimmten Sachverhalten aufzustellen und zu überprüfen und sie anderen mitzuteilen – solange es im Rahmen der Gesetze und der Achtung Anderer abläuft. Ich habe kein Problem damit, wenn mir jemand von Reptiloiden, der Hohlerde, der nicht-stattgefundenen Mondlandung oder den simulierten Flugzeugattacken vom 11. September 2001 erzählt. Ich höre mir an, was er zu sagen hat, informiere mich gegebenenfalls woanders über das Thema und respektiere seine Meinung. Je nach Lust, Zeit und Überzeugung gebe ich ihm Kontra oder auch nicht. Aber ich stemple ihn nicht von vorneherein als Spinner ab, nur weil er die offizielle Ansicht zu einem Thema nicht teilt. Wo bleibt denn da der Raum für Neues, für Gedankenspielereien? Für Kritik, Neugier und Phantasie?

Die Zensur schlägt zu

Wenn jetzt von Suchmaschinen und Internetseiten solche Inhalte, die absolut nichts mit Terrorismus zu tun haben, einfach unterdrückt werden, ist das noch viel schlimmer als die Vokabel »Verschwörungstheoretiker«. Denn Letztere kann man immer noch wahrnehmen, sich über sie informieren und bewerten. Wenn man etwas aber gar nicht finden kann, ist es quasi nicht existent und aus der Öffentlichkeit ausgeschlossen. Offenbar soll das auch das Ziel sein. Irgendjemand möchte nicht, dass alternative Denkweisen, Heilmethoden und politische oder religiöse Ansichten überhaupt verbreitet werden. Es soll nur das zu finden sein, das »offiziell« abgesegnet ist.

Für mich klingt das alles in allem nicht nach Kampf gegen Terrorismus, sondern knallhart nach Zensur. Wikipedia, das als Quelle zwar mit Vorsicht zu genießen ist, aber in diesem Fall brauchbar sein sollte, definiert es so: »Zensur … ist der Versuch der Kontrolle der Information. Durch restriktive Verfahren – in der Regel durch staatliche Stellen – sollen Massenmedien oder persönlicher Informationsverkehr kontrolliert werden, um die Verbreitung unerwünschter oder ungesetzlicher Inhalte zu unterdrücken oder zu verhindern. Oftmals wenden totalitäre Staaten die Zensur verschärft an.« [3]
Der letzte Satz wird von der Seite freedomhouse, die die Internetfreiheit untersucht, untermauert. So geht die Freiheit im Internet auf der gesamten Welt schon seit sechs Jahren immer weiter zurück. Zwei Drittel der Nutzer leben in Ländern, in denen Kritik an der Regierung, dem Militär oder den Herrschenden zensiert wird. In 38 Ländern werden Leute aufgrund ihrer Aktivitäten in den so genannten sozialen Netzwerken verhaftet. Fast dreißig Prozent der weltweiten Internet-Nutzer leben in Ländern, wo schon Leute wegen teilen oder »liken« von Facebookartikeln eingesperrt worden sind! [6]

Zensur wird also von denjenigen verwendet, die ihre Bevölkerung belügen, kontrollieren und täuschen wollen. Von totalitären Staaten, die in den Medien ständig Dresche kriegen. Da denken wir normalerweise erst einmal an China, Nordkorea, die Achse des Bösen und Konsorten. Aber doch nicht an Google oder Facebook! Die sind doch diejenigen, die in den Schurkenstaaten verboten oder zensiert werden! Das sind die Guten, die Verfechter der freien westlichen Werte!
Tja, und nun wird man von den bisherigen Opfern der Staatszensur selbst eingeschränkt. Bravo.

Die Folgen der Zensur für uns und den Zensor sind vielfältig. Dabei muss es nicht per se schlecht sein. Ein Freund erzählte mir neulich, er habe bei Facebook ein Video präsentiert bekommen, in dem gezeigt wurde, wie in irgendeinem Land irgendwo auf der Welt Menschen in eine mit brennendem Reisig gefüllte Grube geworfen wurden. Wer heraus kletterte wurde zurückgetreten, bis er nicht mehr konnte und aufgab. Ich selbst bin schon unaufgefordert von abgeschnittenen Katzenköpfen und Hasspredigern, die ein Kind tottrampeln, begrüßt worden. In solchen Fällen würde ich Zensur auf das Höchste begrüßen. Denn so einen grausamen Mist will ich nicht sehen; zumindest eine Warnung vorher oder die Möglichkeit, so etwas auszublenden, wäre schon ein Schritt in dir richtige Richtung. Aber ich glaube nicht, dass es darum geht. Vielmehr soll eine offizielle Denkweise und Meinung durchgedrückt werden. Die Folge für den Nutzer ist, dass ihm Informationen vorenthalten werden, die er zum Teil aktiv gesucht hat. Aber auch, dass ihm Sicht- und Denkweisen entgehen, die ihn möglicherweise bereichert und inspiriert hätten. Stattdessen sieht er sich mit einem gleichgeschalteten Brei konfrontiert. Vor allem aber wird er entmündigt, indem andere für ihn entscheiden, was er sehen darf und soll. Ihm wird nicht erlaubt, sich (zumindest mit Hilfe des Dienstes) eine eigene Meinung zu bilden und ihm wird die Fähigkeit abgesprochen, kritisch zu denken und selbständig etwas zu recherchieren. Eigentlich gleich mehrere Beleidigungen auf einmal.

Der Nutzer wird kontrolliert und unfreiwillig an die Hand genommen. Nicht allein, dass alle Daten und das komplette Surfverhalten gesammelt und gespeichert werden, jetzt wird auch noch bestimmt, was gesehen werden kann und folglich was gedacht und getan werden soll. Der Zensierende selbst macht sich unglaubwürdig und vor allem schneidet er sich ins eigene Fleisch. Denn aktive, denkende Nutzer, die sich das nicht bieten lassen werden, wandern zur freien Konkurrenz ab und organisieren sich dort erst recht. Videoportale, die von ihrer Vielfalt, Buntheit und Offenheit leben, töten ganze Zweige ihrer kreativen Nutzer einfach ab und es wird grauer und eintöniger. Suchmaschinen, die nichts finden, verdienen ihren Namen nicht und Plattformen, die bestimmte Denkweisen ausschließen, verlieren viele Anwender und sägen am Stuhl ihrer eigenen Glaubwürdigkeit und ihres Images.

Wie alles seine Gründe hat, hat auch diese Zensur ihre. Meiner Meinung nach kann es nur Angst sein. Ich meine jetzt nicht die Angst vor Terroristen, sondern die Angst, dass die eigene Machtposition gefährdet ist. Die Verantwortlichen müssen ja wirklich vor den Heilpraktikern, Sektenführern und Alternativ-Denkern und »Verschwörungstheoretikern« zittern.

Das ist schon ein bisschen erbärmlich, denn jemand der aus einer Position der Qualität, Stärke und Überzeugung heraus handelt, muss sich nicht vor anderen Meinungen und Überzeugungen fürchten. Offenbar sind aber einige Sichtweisen und Konstrukte Luftschlösser oder zumindest auf Sand gebaut, sonst müsste man die »Konkurrenz« ja nicht zwangsverstummen.

Wer genau jetzt hinter dieser flächendeckenden Zensur steht, weiß ich nicht. Vermutlich die US- und andere Regierungen und diverse Konzerne. [2] Aber es muss jemand sein, der so sehr um sein Einkommen oder seine Deutungshoheit fürchtet, dass er jegliche Kritik von vorneherein verschwinden lässt. Und man kann sicher sein, dass er nicht fair und demokratisch spielt, denn sonst würde er sich jeglichem Gegenwind stellen und mit Argumenten und Taten die Leute von seiner Sichtweise überzeugen wollen.
Aber das Internet ist ohnehin (meist) kein Ort der Demokratie und des sachlichen Austauschs.

Der Internet Marktplatz

Für mich ist es eher wie ein mittelalterlicher Marktplatz. Du kannst Dich entscheiden, ihn zu betreten oder es auch lassen. Wenn Du aber am gesellschaftlichen Leben teilhaben willst, kommst Du kaum drum herum. Immerhin hast Du die Möglichkeit, Dir Deine Kapuze über das Gesicht zu ziehen und einigermaßen unerkannt zu bleiben. Natürlich gibt es noch genug Leute, Die Dich an Deiner Kleidung einordnen oder sogar Dein Gesicht erkennen können, aber vor den meisten bist Du sicher. Du hast die Wahl zwischen Ständen aller Art, der Marktplatz ist riesig, laut und unübersichtlich, oft wird gestritten, geschimpft und herumgeschrien. Immer wieder tauchen nervige Hausierer auf, die Dir nutzloses Zeug aufschwatzen wollen, aber Du kannst Dir jemanden engagieren, der sie Dir weitestgehend vom Hals hält (Adblocker). Trotzdem gibt es ein paar Gestalten, die Dich auf Schritt und Tritt beobachten und alles, was Du tust und einkaufst, penibel mitschreiben, um Dir später noch mehr davon verkaufen zu wollen. Um in dem Getümmel noch einigermaßen etwas finden zu können, bist Du auf die neutralen und nett wirkenden Führer wie Google angewiesen, die Dich schnell und zielsicher zum Stand Deiner Wahl bringen. Dort kannst Du Dir dann alles anschauen oder einkaufen und musst nicht auf gut Glück herumstolpern. Wenn jetzt diese Führer aber anfangen, einfach zu behaupten bestimmte Stände oder Redner gäbe es nicht und andere sogar schnell mit Tüchern zuhängen, sobald Du Dich ihnen von selbst näherst, wird das gravierende Folgen haben. Du findest nicht, was Du suchst. Die ignorierten Stände haben keine Kundschaft und gehen ein. Und nur Buden, die von den Marktführern noch angesteuert werden, können wachsen und gedeihen. Das Angebot wird eintöniger und die spezielle Note, die Vielfalt und das Ambiente, die den Marktplatz früher ausgemacht haben, geht verloren.

Wie in den USA, so in Deutschland

Jetzt wirst Du Dich vielleicht fragen, warum mich das alles so bewegt. Die in den USA spinnen doch sowieso und die sollen doch machen, was sie wollen. Dummerweise ist Deutschland der zweitwichtigste Markt für die großen Internetfirmen. Und alles, was im großen Stil von diesen in den USA umgesetzt wurde, folgte wenig später auch in Deutschland und dann überall sonst. Einige Youtube – Kanäle sind bereits vor Wochen entsorgt worden. Der Rest wird bald folgen.
Übrigens ist Zensur bei den vermeintlich neutralen Plattformen nichts Neues. Schon vor Jahren sind diverse Artikel zu brisanten Themen wie Vergewaltigungen, die mit Minderheiten in Verbindung zu bringen waren, plötzlich nicht mehr auffindbar gewesen. [1]

Auch öffentlich bekannte Personen, wie der Nacht-Talker Jürgen Domian, sind schon früher Opfer von gelöschten Beiträgen geworden – weil er sich auf Facebook »unpassend« zu religiösen Themen geäußert hatte. Allerdings ruderte der Konzern schnell zurück und entschuldigte sich. Domian sei Opfer eines Suchalgorithmus geworden, der den Text fälschlicherweise als zu gefährdend eingestuft hätte. [4]
Auf Entschuldigungen dieser Art werden wir mit Sicherheit in Zukunft verzichten müssen. Da müssten ja ganze Abteilungen extra zu diesem Zweck aufgebaut werden.

»Dürfen die das überhaupt?«, wird sich der eine oder andere Fragen. Immerhin leben wir doch in einer Welt von Meinungs- und Religionsfreiheit. Tja, da aber Microsoft, Google und Facebook private Unternehmen sind und eigene Angebote machen, können sie dort schalten und walten, wie sie wollen. Ist ja prinzipiell auch in Ordnung. Aber man muss es nicht schön oder passend finden, vor allem wenn Milliarden gutgläubig diese Dienste nutzen. Eine gewisse Komik hat es auch, dass nun ausgerechnet die Regierungen, die für Meinungsfreiheit und Demokratie stehen und diese (vorgeblich und notfalls mit Waffengewalt) in der Welt verbreiten wollen, dafür sorgen, dass diese Werte in den Netz-Medien mit Füßen getreten werden.

Was kann jeder Einzelne tun?

Bleibt am Ende nur noch zu fragen, was wir, also jeder Einzelne dagegen tun kann. Das Internet komplett zu boykottieren wäre natürlich am effektivsten, man müsste sich um all das überhaupt keine Sorgen mehr machen. Aber das ist praktisch nur extrem schwer umzusetzen und wird für die meisten verständlicherweise nicht infrage kommen. Aber man kann diejenigen schneiden, die diese Zensur ausführen. Kein Facebook mehr, kein Youtube, kein Internet-Explorer und auch kein Google. Klar klingt das erst einmal hart, aber es gibt genug funktionierende Alternativen. Statt mit Google zu suchen, kann man Ecosia oder Duckduckgo verwenden. Letzteres liefert nicht nur gute Ergebnisse, sondern ist speziell auf Nutzersicherheit ausgelegt. Es speichert keine IP-Adressen, verwendet nur wenig Cookies und speichert keine Besucherdaten ab. Statt im Internet mit dem Windows-Explorer, Chrome oder Firefox unterwegs zu sein, kann man etwa Iron verwenden. Das ist ein Browser, der auf demselben Quelltext wie Chrome basiert, aber dafür auf »Zusammenarbeit« mit Google und Nutzerüberwachung verzichtet.

Ich bin mal gespannt, ob die Zensur nur im Internet Einzug halten wird. Vielleicht verschwindet sie ja bald wieder auf Druck der Kunden. Denn wenn sehr viele von den Zensor-Produkten Abstand nehmen und die Nutzerzahlen einbrechen, tut das den Firmen natürlich weh und sie überdenken vielleicht ihre Politik. Damit das passiert, müssten aber zumindest alle Betroffenen sich im Klaren sein, dass diese Zensur existiert bzw. eingeführt wird. Aber das erzählt einem ja keiner. Klar gibt es die Überarbeitungen der Nutzungsbedingungen, in denen alle Änderungen protokolliert werden. Aber wer liest ernsthaft die Nutzungsbedingungen? Die überwiegende Mehrheit verwendet die Plattformen mit gutem Gewissen und kommt gar nicht auf die Idee, dass sie getäuscht und geblendet wird.

Daher kann sich diese Praxis genauso gut weiter verbreiten und ins echte Leben herüberschwappen. Wenn man auf der Straße oder beim Einkaufen aufpassen muss, was man sagt. Wenn jemand sich nicht traut, über etwas zu sprechen, weil er sonst als Verschwörungstheoretiker angesehen würde. Wenn die Leute sich mit Schulterzucken und scheuem Blick abwenden, wenn man die »falschen« Fragen stellt. Da fällt mir noch ein Beispiel ein, das mir meine mittlerweile schon lange verstorbene Oma erzählt hat. Irgendwann in den letzten Kriegsjahren war sie an einem Bahnhof in glühender Hitze unterwegs. Sie mühte sich mit einem schweren Koffer bergauf und ächzte vor Anstrengung. »Armes Deutschland!«, seufzte sie vor Erschöpfung und sofort war ein Soldat bei ihr. »Was haben Sie gesagt?« Finsterer Blick, Drohgebärden. Wenn sie angefangen hätte, herumzudiskutieren, wäre es ihr sicher nicht gut bekommen. Wollen wir da wieder hin?

So sieht keine Welt aus, in der ich leben möchte. Ich möchte sachlichen Austausch über alle Themen, die mir gefallen und keinen Meinungsmaulkorb aufgesetzt bekommen. Und ich will selber entscheiden könne, was ich ansehen will und was ich meide und nicht als unmündiges Konsumenten-Lamm angesehen werden, dem man sagt, was es zu tun und denken hat. Daher werde ich spätestens, sobald die großen Firmen mit ihrer Zensur in Deutschland ernst machen, mit gutem Gewissen die Alternativen verwenden und hoffentlich weiterhin das finden, was ich suche.

Quellen:

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